W: Aber eben die Frage ist immer… ich denke auch das Wollen und dann am Schluss, es umsetzen zu können, das ist, glaube ich, nochmals ein riesen Schritt. Keine Ahnung, ob ich das dann kann. Ich hoffe, dass ich dazu fähig bin. Dass ich dann sagen kann, jetzt mache ich diesen Schritt. Aber ob es dann wirklich so möglich ist? Man hängt dann manchmal doch noch mehr am Leben, als wenn man dement mal meint, wie es in dieser Situation dann ist. Ich hoffe, ich kann diesen Schritt machen. Ja. Aber ich finde es auch okay. Das muss jeder für sich selber entscheiden.
Ich kann nicht verstehen, dass Menschen so vehement gegen den Freitod sind. Schlussendlich muss ja niemand. Es ist jedem selber überlassen, ob er das machen will. Ich glaube, die meisten machen es am Schluss dann doch nicht. Ich glaube, es ist schon noch einmal ein Schritt mehr. Das Wollen und dann das Machen.
[…]
I: Haben Sie das innerhalb der Familie besprochen?
W: Ja, das habe ich. [lacht]
I: Wie war das?
W: Als das Thema da war, waren meine Kinder Jugendliche. Im Moment waren sie schon geschockt. Doch. So unter dem Motto “Denk doch auch an uns”. Aber ich glaube mittlerweile, sehen sie es auch nicht mehr ganz so, wie dazu mal, als sie wirklich geschockt waren. Was? Du möchtest es eventuell in Betracht ziehen? Und was ist, wenn wir das nicht wollen? Mein Mann war eher offen und fand, er respektiere das und würde es auch verstehen. Aber meine Kinder waren noch Jugendliche und konnten nicht verstehen, dass man überhaupt nur annährend so denken kann. Aber jetzt vielleicht mit diesem Erlebnis, sie haben ja auch mitbekommen, wie meine Mutter so quasi dahinstirbt. Jetzt sehen sie es, glaube ich, auch ein bisschen anders. Ich glaube, so wie sie heute über den Freitod reden, sind sie wesentlich offener als dazumal.
