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Frau Weber

Frau Weber ist zum Interviewzeitpunkt 58 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie, ihrem Ehemann und den beiden Kindern, in der Nordwestschweiz. Sie arbeitet Teilzeit. Das Interview fand ein Jahr nach dem Tod Frau Webers Mutter statt. Bei Frau Webers Mutter traten mit 65 Jahren die ersten Anzeichen einer Demenz auf. Eine spezifische Demenzdiagnose hatte sie nicht. Ihre Mutter lebte zunächst sechs Jahre in einer Wohnung in einem städtischen Umfeld, bevor sie ins Pflegeheim übertrat, wo sie mit 77 Jahren verstarb. Auch Frau Webers Vater, der deutlich älter ist als ihre Mutter, erkrankte an Demenz. Er lebt mit seiner jüngeren Lebenspartnerin zusammen, die zusammen mit Frau Webers Unterstützung für ihn sorgt. Frau Weber hat keine Geschwister.

VIDEO

Frau Weber erzählt über Schuldgefühle und Gewissenskonflikte ausgelöst durch Handlungszwang.

Der Übertritt ihrer Mutter ins Pflegeheim und die Entscheidung, ihr die unteren Zähne zu ziehen, lösen bei Frau Weber immer noch Schuldgefühle und Gewissenskonflikte aus. Obschon beide Entscheidungen in Absprache mit dem Arzt erfolgten, empfand Frau Weber sie als Zwang.

Video-Interview

TRANSKRIPTION

W: Dann ist der Tag gekommen, an dem sie sich massiv den Finger verletzt hat. Sie konnte nicht mehr sagen, wie und was passiert ist. Sie hat einfach gemerkt, sie hatte grosse Schmerzen. Es ist auch, ich weiss jetzt nicht mehr, ob er gebrochen war. Aber auf jeden Fall ist es… er hat… sie hat… sie muss sich ziemlich stark verletzt haben, d.h. nicht irgendwie nur angeschlagen oder so. Sie hat wirklich nicht mehr gewusst, wie das passiert ist. Auf jeden Fall hat dann damals der Hausarzt beschlossen, dass sie auch wegen diesem Finger ins Spital muss und dass sie nicht mehr nach Hause kommt. Es ging nicht mehr. Er hat auch gemeint, wir hätten jetzt wirklich bis zum letzten Drücker gewartet, denn für mich war es natürlich auch / ich wusste, sie will nicht ins Heim und so gegen ihren Willen solche Sachen entscheiden zu müssen, das ist noch recht happig. […] Was auch noch vorauszusagen ist, als sie noch Zuhause gelebt hat, hatte sie auch einmal Probleme und dann hat man sie zum Zahnarzt gebracht. Sie hatte damals einen Zahn, der ihr Schmerzen bereitet hat. Das Problem war, sie hat beim Zahnarzt den Mund nicht mehr aufgemacht. Sie hat nicht verstanden, was dieser jetzt von ihr will. Und man hat sie brutalerweise narkotisieren müssen, um diesen Zahn zu behandeln. Dasselbe geschah dann im Heim. Es hat angefangen, dass sie nicht mehr essen wollte. Dann hat man versucht herauszufinden, warum sie nicht mehr isst. Man hat dann auch den Arzt und den Zahnarzt kommen lassen. Der Zahnarzt hatte das Gefühl mit den unteren Zähnen sei es nicht gut. Es seien Entzündungen da. Und wieder ein weiterer Entscheid. Sie musste vollnarkotisiert, um… man hat dann beschlossen alle unteren Zähne zu ziehen. Das war auch wieder so ein Entscheid, der irgendwie hhh happig war.

Weitere Erfahrungen von Frau Weber

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Frau Weber

Frau Weber ist zum Interviewzeitpunkt 58 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie, ihrem Ehemann und den beiden Kindern, in der Nordwestschweiz. Sie arbeitet Teilzeit. Das Interview fand ein Jahr nach dem Tod Frau Webers Mutter statt. Bei Frau Webers Mutter traten mit 65 Jahren die ersten Anzeichen einer Demenz auf. Eine spezifische Demenzdiagnose hatte sie nicht. Ihre Mutter lebte zunächst sechs Jahre in einer Wohnung in einem städtischen Umfeld, bevor sie ins Pflegeheim übertrat, wo sie mit 77 Jahren verstarb. Auch Frau Webers Vater, der deutlich älter ist als ihre Mutter, erkrankte an Demenz. Er lebt mit seiner jüngeren Lebenspartnerin zusammen, die zusammen mit Frau Webers Unterstützung für ihn sorgt. Frau Weber hat keine Geschwister.

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Frau Weber

Mit dem kognitiven Abbau gehe im sozialen Umgang unausweichlich der Respekt verloren, meint Frau Weber.

Mit dem kognitiven Abbau gehe im sozialen Umgang unausweichlich der Respekt verloren, meint Frau Weber.

Anpassungsprozesse

Demenz

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Frau Weber

Frau Weber erkennt bei Demenzmedikamenten kaum Wirkung. Die Ärztin bestätigt Frau Webers Erfahrung.

Frau Weber erkennt bei Demenzmedikamenten kaum Wirkung. Die Ärztin bestätigt Frau Webers Erfahrung.

Therapeutische Ansätze

Demenz

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Frau Weber

Die Ratschläge, mental und körperlich aktiv zu sein, um einer Demenz vorzubeugen, überzeugen Frau Weber nicht.

Die Ratschläge, mental und körperlich aktiv zu sein, um einer Demenz vorzubeugen, überzeugen Frau Weber nicht.

Was ist das – Demenz?

Demenz

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Frau Weber

Da ihre Mutter die Abläufe nicht mehr verstand und im Alltag dadurch nicht mehr zurecht kam, musste Frau Weber häufig bei ihr vorbeischauen. Auch rief ihre Mutter täglich mehrmals an.

Da ihre Mutter die Abläufe nicht mehr verstand und im Alltag dadurch nicht mehr zurecht kam, musste Frau Weber häufig bei ihr vorbeischauen. Auch rief ihre Mutter täglich mehrmals an.

Was heisst Demenzpflege durch Angehörige?

Demenz

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Frau Weber

Frau Weber pflegte neben Familie und Beruf ihre demenzerkrankte Mutter. Die Belastung war extrem. Ihre Familie zeigte Verständnis. Heute beschäftigt sie die Frage, ob sie in der Pflegesituation ihrer Rolle als Mutter gerecht werden konnte.

Frau Weber pflegte neben eigener Familie und Beruf ihre demenzerkrankte Mutter. Die Belastung war enorm. Während der Pflege hätte sie nur funktioniert und bemerkt, dass sie Körperkontakt kaum mehr ertrug. Umarmungen ihrer Kinder taten ihr gut, von ihrem Ehemann ertrug sie jedoch keine Zärtlichkeit. Ihr Ehemann zeigte Verständnis. Heute erscheint ihr die Frage drängend, ob sie ihrer Rolle als Mutter gerecht werden konnte.

Was hilft? – Sicht der Angehörigen

Demenz

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Frau Weber

Frau Weber konnte sich auf die Nachbarn und die Dorfgemeinschaft verlassen, als ihre Mutter sich nicht zurechtfand und noch allein in einer Wohnung lebte.

Frau Weber konnte sich auf die Nachbarn und die Dorfgemeinschaft verlassen, als ihre Mutter sich nicht zurechtfand und noch allein in einer Wohnung lebte.

Vier Kommunikationsebenen der Angehörigen

Demenz

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Frau Weber

Demenz weise keinen konstanten Verlauf auf, erzählt Frau Weber. Bei ihrer Mutter seien die Schwankungen so ausgeprägt gewesen, dass Frau Weber manchmal an ihrer Demenzerkrankung zweifelte.

Demenz weise keinen konstanten Verlauf auf, erzählt Frau Weber. Helle Momente wechselten sich mit schlechten Tagen ab. Die Schwankungen seien so ausgeprägt gewesen, dass Frau Weber manchmal an der Demenzerkrankung ihrer Mutter zweifelte.

Was ist das – Demenz?

Demenz

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Frau Weber

Frau Weber erzählt über Schuldgefühle und Gewissenskonflikte ausgelöst durch Handlungszwang.

Der Übertritt ihrer Mutter ins Pflegeheim und die Entscheidung, ihr die unteren Zähne zu ziehen, lösen bei Frau Weber immer noch Schuldgefühle und Gewissenskonflikte aus. Obschon beide Entscheidungen in Absprache mit dem Arzt erfolgten, empfand Frau Weber sie als Zwang.

Anpassungsprozesse

Demenz

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Frau Weber

Wiederholt wird im Interview deutlich, dass Frau Weber zu erschließen versucht, wie an Demenz Erkrankte die Welt erfahren. Ihre Erfahrung weicht von medial vermittelten Demenzbildern ab.

Wiederholt wird im Interview deutlich, dass Frau Weber zu erschließen versucht, wie an Demenz Erkrankte die Welt erfahren. Ihre Erfahrung weicht von den medial vermittelten Demenzbildern ab, die ein glückliches und zufriedenes Bild von der Innenwelt der Demenzerkrankten vermitteln. Frau Weber erfuhr ihre Mutter als gestresst, ängstlich, traurig und wütend.

Was ist das – Demenz?

Demenz

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Frau Weber

Es sei kaum zu fassen, wie sich der geistige Abbau manifestiere, außer man erlebe ihn selbst mit, sagt Frau Weber.

Es sei kaum zu fassen, wie sich der geistige Abbau manifestiere, außer man erlebe ihn selbst mit, sagt Frau Weber.

Was ist das – Demenz?

Demenz

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Frau Weber

Der Körper funktioniere gewohnheitsmäßig weiter, während der geistige Abbau voranschreitet, meint Frau Weber. Kognition und Körper fallen stark auseinander.

Der Körper funktioniere gewohnheitsmäßig weiter, während der geistige Abbau voranschreitet, meint Frau Weber. Kognition und Körper fallen stark auseinander.

Was ist das – Demenz?

Demenz

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Frau Weber

Da beide Elternteile an Demenz erkrankt sind, fürchtet sich Frau Weber, selbst dement zu werden. Daran knüpft sie ihre Auseinandersetzung mit dem assistierten Suizid.

Da beide Elternteile an Demenz erkrankt sind, fürchtet sich Frau Weber, selbst dement zu werden. Daran knüpft sie ihre Auseinandersetzung mit dem assistierten Suizid, den sie in der Familie bereits zum Thema gemacht hat. Plan und Entscheidung können beim assistierten Suizid allerdings auseinanderfallen, bemerkt sie.

Gesundheitliche Vorsorge

Demenz

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Frau Weber

Die Erkrankten sollten die Beeinträchtigungen nicht vertuschen, sagt Frau Weber.

Über die eigene Situation zu sprechen, statt die Beeinträchtigungen zu vertuschen, trage dazu bei, dass alle Beteiligten besser reagieren können, findet Frau Weber.

Empfehlungen der Erkrankten

Demenz

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