Herr Vuillemin ist zum Zeitpunkt des Interviews 70 Jahre alt. Er lebt zuhause mit seiner Ehefrau, mit der er seit 45 Jahre verheiratet ist. Er hat zwei Kinder. Die Familie lebt in der französischen Schweiz. Als Herr Vuillemin Mitte 50 war, erlitt er einen ischämischen Schlaganfall, was dazu führte, dass er erwerbsunfähig wurde. Mit der Zeit begann er Dinge zu vergessen. Mit 65 Jahren wurde bei ihm eine Mischform Alzheimer und vaskuläre Demenz diagnostiziert. Externe Pflegehilfe benötigt er momentan nicht, er besucht auch keine Tagesstruktur. Seine Ehefrau ist für ihn da. Bis heute ist er viel in den Bergen unterwegs. Seine Vereinsaktivitäten musste er aber aufgeben. Er ist noch selbständig, benötigt aber wegen seinen Erinnerungsausfällen und Orientierungsschwierigkeiten die tägliche Hilfe seiner Ehefrau.
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Demenz sei unsichtbar, sie verursache dennoch grosses Leiden, sagt Herr Vuillemin. Auch wenn er selbständig ist, bedeute das nicht, dass er weniger unter der Krankheit leide.
TRANSKRIPTION
Frau Hofer
Behördenvertreter hätten die Fehlleistungen ihres Ehemannes nicht als eine mögliche Krankheit erkannt, erzählt Frau Hofer.
Nach dem Tod ihres Ehemannes kontaktierte Frau Hofer das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV), um sie auf Demenz bei jüngeren Personen aufmerksam zu machen. Sie äusserte Kritik am diskreditierenden Umgang der Behördenvertreter mit ihrem Ehemann, die dessen Fehlleistungen nicht als eine mögliche Krankheit erklärten, sondern seiner Person zuschrieben.
Was ist das – Demenz?
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Wie es Frau Hürschs Ehemann mit der Krankheit geht und was er davon wahrnimmt, erschließt sich der Familie nicht.
Wie es Frau Hürschs Ehemann mit der Krankheit geht und was er davon wahrnimmt, erschließt sich der Familie nicht. Seiner Selbstäusserung „Wenn du wüsstest, wie es bei mir im Kopf aussieht“, die Frust und Verzweiflung zum Ausdruck bringen, steht die Vermutung der Angehörigen gegenüber, dass er immer weniger darüber zu reflektieren vermag. Möglicherweise hätte er sich auch mit der Krankheit abgefunden, mutmaßt seine Tochter.
Was ist das – Demenz?
Herr Vuillemin ist zum Zeitpunkt des Interviews 70 Jahre alt. Er lebt zuhause mit seiner Ehefrau, mit der er seit 45 Jahre verheiratet ist. Er hat zwei Kinder. Die Familie lebt in der französischen Schweiz. Als Herr Vuillemin Mitte 50 war, erlitt er einen ischämischen Schlaganfall, was dazu führte, dass er erwerbsunfähig wurde. Mit der Zeit begann er Dinge zu vergessen. Mit 65 Jahren wurde bei ihm eine Mischform Alzheimer und vaskuläre Demenz diagnostiziert. Externe Pflegehilfe benötigt er momentan nicht, er besucht auch keine Tagesstruktur. Seine Ehefrau ist für ihn da. Bis heute ist er viel in den Bergen unterwegs. Seine Vereinsaktivitäten musste er aber aufgeben. Er ist noch selbständig, benötigt aber wegen seinen Erinnerungsausfällen und Orientierungsschwierigkeiten die tägliche Hilfe seiner Ehefrau.
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin findet es wichtig, dass seine Ehefrau ohne ihn etwas unternehmen kann, um etwas Pause für sich zu haben.
Herr Vuillemin findet es wichtig, dass seine Ehefrau ohne ihn etwas unternehmen kann, um etwas Pause für sich zu haben.
Anpassungsprozesse
Demenz
Herr Vuillemin
Herrn Vuillemin bereitet die Zerstreutheit Mühe.
Herrn Vuillemin bereitet die Zerstreutheit Mühe. Er empfindet es als schwierig, ständig Dinge zu suchen oder einen Tag zu strukturieren. Er muss sich auf einfache Dinge konzentrieren. Ebenso treten Orientierungsschwierigkeiten auf.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin gibt ein Beispiel für seine Erinnerungsausfälle.
Herr Vuillemin gibt ein Beispiel für seine Erinnerungsausfälle. Er erlebt es als persönlich kränkend, dass er sich an Dinge nicht mehr erinnern kann.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Wenn er eine Situation nicht mehr einschätzen kann, wird er verunsichert, erzählt Herr Vuillemin.
Herr Vuillemin beschreibt an einem alltäglichen Beispiel, wie er verunsichert wird, wenn er eine Situation nicht mehr einschätzen kann. Seine Ehefrau hilft ihm dann dabei, Entscheidungen zu fällen.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Die Erinnerungsprobleme entwickelten sich bei Herrn Vuillemin schleichend.
Zwei Jahre vor der Alzheimer Diagnose erlitt Herr Vuillemin einen Schlaganfall. Die Erinnerungsprobleme entwickelten sich nach dem Schlaganfall schleichend.
Diagnose
Demenz
Herr Vuillemin
Die Positionen in der Ehebeziehung haben sich ins Gegenteil verkehrt, meint Herr Vuillemin.
Die Positionen in der Ehebeziehung haben sich ins Gegenteil verkehrt, meint Herr Vuillemin. Dass er nicht mehr in der führenden Rolle, sondern wegen seiner eingeschränkten Handlungsfähigkeit abhängig sei, sei schwierig.
Anpassungsprozesse
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin ist sich seiner Überzeugungen sicher, während seine Mitmenschen das Gegenteil behaupten.
Sich an etwas nicht mehr erinnern zu können, verunsichert und macht Angst. Umgekehrt beschreibt Herr Vuillemin, sich häufig seiner Überzeugungen sicher zu sein, während seine Mitmenschen das Gegenteil behaupten.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin versetzt sich in die Position seiner Ehefrau und kommt zum Schluss, dass sie von seiner Demenz genauso betroffen sei, wie er selbst.
Herr Vuillemin versetzt sich in die Position seiner Ehefrau und kommt zum Schluss, dass sie von seiner Demenz genauso betroffen sei, wie er selbst. Sie helfe ihm tagtäglich, seine Erinnerungsausfälle und Orientierungsschwierigkeiten aufzufangen, die bei ihm Angst und Aggressivität auslösten, was für sie wiederum sehr belastend sei, weil sie sich auf einen aggressiven Partner einstellen müsse. Sowohl er als auch seine Ehefrau veränderten sich.
Anpassungsprozesse
Demenz
Herr Vuillemin
Demenz sei unsichtbar, sie verursache dennoch Leiden, sagt Herr Vuillemin.
Demenz sei unsichtbar, sie verursache dennoch grosses Leiden, sagt Herr Vuillemin. Auch wenn er selbständig ist, bedeute das nicht, dass er weniger unter der Krankheit leide.
Was ist das – Demenz?
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin will mehr darüber wissen, was in seinem Kopf passiert. Informationen über die Krankheit findet er nicht nur für sich selbst wichtig, sondern auch für seine Familie.
Herr Vuillemin will mehr darüber wissen, was in seinem Kopf passiert. Informationen über die Krankheit findet Herr Vuillemin nicht nur für sich selbst wichtig, sondern auch für seine Familie, die einen Umgang mit ihm und der Veränderung seiner Person finden muss. An Informationsveranstaltungen gibt er sein Wissen und seine Erfahrungen anderen weiter.
Diagnose
Demenz
Herr Vuillemin
Notizbuch und Agenda helfen ihm, sich im Alltag zu organisieren und zu orientieren, erzählt Herr Vuillemin.
Damit er nicht verloren ist, sondern sich organisieren und orientieren kann, trägt Herr Vuillemin immer sein Notizbuch und seine Agenda bei sich.
Mit Demenz leben lernen
Demenz
Herr Vuillemin
Obwohl er das nicht wollte, trägt Herr Vuillemin ein Smartphone bei sich, damit seine Ehefrau sich nicht um ihn sorgt.
Herr Vuillemin trägt heute, obwohl er das nicht wollte, ein Smartphone bei sich, damit seine Ehefrau sich nicht um ihn sorgt, wenn er allein in den Bergen unterwegs ist.
Anpassungsprozesse
Demenz
Herr Vuillemin
Aufgrund der Demenz hat Herr Vuillemin seine Ernährungsgewohnheiten umgestellt.
Aufgrund der Demenz hat Herr Vuillemin seine Ernährungsgewohnheiten umgestellt. Sich gesund zu ernähren helfe ihm, die Demenz in Schach zu halten, meint er.
Therapeutische Ansätze
Demenz
Herr Vuillemin
Die Angst davor, was die Diagnose mit sich bringt, kam bei Herrn Vuillemin erst nachher.
Herr Vuillemin hatte die Alzheimer-Erkrankung seiner Mutter miterlebt, weshalb er die Diagnose von sich fernhielt. Er hoffte, seine Erinnerungsausfälle wären nicht auf eine Demenz zurückzuführen und würden sich wieder bessern. Die Angst davor, was die Diagnose mit sich bringt, kam erst nachher.
Diagnose
Demenz
Herr Vuillemin
Die psychologischen Tests empfand Herr Vuillemin als sehr destabilisierend.
Auch seine Ehefrau hat seine Erinnerungsausfälle bemerkt, wie Herr Vuillemin erzählt. Daraufhin kontaktierte er den Arzt. Die darauffolgenden psychologischen Tests empfand Herr Vuillemin als sehr destabilisierend.
Diagnose
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin sieht sich nicht mehr als die leistungsfähige, aktive Person, die etwas aus ihrem Leben gemacht hat.
Herr Vuillemin erfährt einen Bruch in seinem Leben bzw. in seiner Selbstwahrnehmung als Person. Er sieht sich nicht mehr als die leistungsfähige, aktive Person, die etwas aus ihrem Leben gemacht hat.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin erfährt einerseits einen Bruch in der Selbstwahrnehmung, doch andererseits auch einen Zugang zu einer tieferen Schicht seiner Persönlichkeit.
Herr Vuillemin erwähnt einerseits einen Bruch in seiner Selbstwahrnehmung als Person. Doch erfährt er andererseits Zugang zu einer tieferen Schicht seiner Persönlichkeit, die ihn heute mehr interessiert als früher. Er schreibt etwas oder liest Bücher, die er vor langer Zeit gelesen hat, was ihm guttut.
Beeinträchtigungen, Einschränkungen und Auswirkungen
Demenz
Herr Vuillemin
Obschon sich die Einstellung zum Leben durch die Demenz grundsätzlich verändert hat, ist es entscheidend, wie man darauf blickt, sagt Herr Vuillemin.
Herr Vuillemin fühlt sich der Krankheit ausgeliefert. Die Einstellung zum Leben hat sich dadurch grundsätzlich verändert. Dennoch ist es entscheidend, wie man darauf blickt.
Mit Demenz leben lernen
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin hat eine Patientenverfügung allein erstellt.
Herr Vuillemin hat eine Patientenverfügung allein erstellt, ohne Arzt und ohne seine Ehefrau. Mit seiner Ehefrau und seinen Kindern möchte er erst zu einem späteren Zeitpunkt darüber sprechen. Herr Vuillemin findet es wichtig, Entscheidungen im Voraus selbst zu treffen, um seiner Familie sein Lebensende zu erleichtern.
Gesundheitliche Vorsorge
Demenz
Herr Vuillemin
Wie er in Zukunft versorgt wird, wenn seine Ehefrau die Pflege nicht mehr übernehmen kann, lässt Herr Vuillemin offen.
Es werden schwierige Jahre auf ihn und seine Ehefrau zukommen, meint Herr Vuillemin. Wie er in Zukunft versorgt wird, wenn seine Ehefrau die Pflege nicht mehr übernehmen kann, lässt er aber offen.
Zuhause oder Pflegeheim?
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin wandert viel und praktiziert täglich Muskelentspannungsübungen.
Herr Vuillemin wandert viel in den Bergen. Daneben praktiziert er täglich Muskelentspannungsübungen.
Was hilft? - Sicht der Erkrankten
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin beobachtet sich selbst.
Herr Vuillemin hat gelernt, seiner Zerstreuung entgegenzuwirken. Er tut dies, indem er sich Vieles notiert und sich selbst beobachtet.
Mit Demenz leben lernen
Demenz
Herr Vuillemin
Herr Vuillemin sagt, dass er sich ständig konzentrieren muss, um einen Handlungsschritt nach dem anderen hinzubekommen.
Herr Vuillemin sagt, dass er sich ständig konzentrieren muss, um nicht immer nach Dingen suchen zu müssen und einen Handlungsschritt nach dem anderen hinzubekommen. Sonst sei er abgelenkt und zerstreut.
Mit Demenz leben lernen
Demenz
Herr Vuillemin
Seine Ehefrau helfe ihm täglich, mit den Erinnerungsausfällen umzugehen, sagt Herr Vuillemin.
Herr Vuillemin ist weitgehend selbständig. Er benötigt keine Unterstützung bei der täglichen Toilette usw. Seine Ehefrau hilft ihm jedoch täglich, mit den Erinnerungsausfällen umzugehen.
Was hilft? - Sicht der Erkrankten
Demenz
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