Frau Hürsch-Dietrich ist zum Interviewzeitpunkt 81 Jahre alt und lebt im nordwestlichen Teil der Schweiz. Ihr Ehemann, sieben Jahre älter als sie, zog vor kurzem ins Pflegeheim. Er wurde vor zehn Jahren mit einer Demenz diagnostiziert. Frau Hürsch geht allerdings davon aus, dass die ersten Anzeichen der Krankheit bereits zehn Jahre vor der Diagnose auftraten. Frau Hürsch pflegt ihren Ehemann mithilfe ihrer vier Kinder. Zwei, Herr Hürsch (51-jährig) und Frau Colombo-Hürsch (52-jährig), nehmen am Interview teil. Neben der Dauerpflege belastete eine aggressive Phase ihres Ehemannes vor wenigen Jahren Frau Hürsch zusätzlich, obschon die Tagesstruktur zwei bis dreimal wöchentlich sowie das Ferienbett für ein paar Tage, punktuelle Auszeiten von der Pflege ermöglichten. Der Übertritt ihres Ehemannes ins Pflegeheim, bedeutet für Frau Hürsch einen emotional schwierigen Schritt.
AUDIO
Frau Hürsch-Dietrich beschäftigt, wie viel ihr Ehemann noch versteht. Obschon sie die Ansicht ihrer Kinder teilt, seine Wissensbestände seien radikal verloren gegangen, geht sie davon aus, dass Anteile davon bei ihm verfügbar seien. Der Komplexität des Gehirns vermöge nicht einmal der „oberste Professor“ beizukommen.
TRANSKRIPTION
Herr Vuillemin
Demenz sei unsichtbar, sie verursache dennoch Leiden, sagt Herr Vuillemin.
Demenz sei unsichtbar, sie verursache dennoch grosses Leiden, sagt Herr Vuillemin. Auch wenn er selbständig ist, bedeute das nicht, dass er weniger unter der Krankheit leide.
Was ist das – Demenz?
Frau Hofer
Behördenvertreter hätten die Fehlleistungen ihres Ehemannes nicht als eine mögliche Krankheit erkannt, erzählt Frau Hofer.
Nach dem Tod ihres Ehemannes kontaktierte Frau Hofer das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV), um sie auf Demenz bei jüngeren Personen aufmerksam zu machen. Sie äusserte Kritik am diskreditierenden Umgang der Behördenvertreter mit ihrem Ehemann, die dessen Fehlleistungen nicht als eine mögliche Krankheit erklärten, sondern seiner Person zuschrieben.
Was ist das – Demenz?
Frau Hürsch-Dietrich ist zum Interviewzeitpunkt 81 Jahre alt und lebt im nordwestlichen Teil der Schweiz. Ihr Ehemann, sieben Jahre älter als sie, zog vor kurzem ins Pflegeheim. Er wurde vor zehn Jahren mit einer Demenz diagnostiziert. Frau Hürsch geht allerdings davon aus, dass die ersten Anzeichen der Krankheit bereits zehn Jahre vor der Diagnose auftraten. Frau Hürsch pflegt ihren Ehemann mithilfe ihrer vier Kinder. Zwei, Herr Hürsch (51-jährig) und Frau Colombo-Hürsch (52-jährig), nehmen am Interview teil. Neben der Dauerpflege belastete eine aggressive Phase ihres Ehemannes vor wenigen Jahren Frau Hürsch zusätzlich, obschon die Tagesstruktur zwei bis dreimal wöchentlich sowie das Ferienbett für ein paar Tage, punktuelle Auszeiten von der Pflege ermöglichten. Der Übertritt ihres Ehemannes ins Pflegeheim, bedeutet für Frau Hürsch einen emotional schwierigen Schritt.
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Die Theorie, dass Musik die beste Therapie gegen Demenz sei, erweise sich bei ihrem Ehemann der 70 Jahre lang konstant musiziert hätte, als unplausibel, erzählt Frau Hürsch-Dietrich.
Im Radio hätte sie gehört, Musik sei die beste Therapie gegen Demenz, erzählt Frau Hürsch-Dietrich. Bei ihrem Ehemann, der ausgewöhnlich musikalisch sei und der 70 Jahre lang konstant musiziert hätte, erweise sich diese Theorie als unplausibel.
Was ist das – Demenz?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Erst nachdem ihr Ehemann in das Pflegeheim übertrat, erschloss sich Frau Hürsch-Dietrich vollumfänglich, wie sehr sie die Pflege zuhause beanspruchte.
Erst nachdem ihr Ehemann in das Pflegeheim übertrat, erschloss sich Frau Hürsch-Dietrich vollumfänglich, wie sehr sie die Pflege zuhause beanspruchte.
Was heisst Demenzpflege durch Angehörige?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Die Umstellung der Kommunikation ist für Frau Hürsch-Dietrich nicht trivial, weil Kommunikationsroutinen aufgegeben werden müssen.
Die Umstellung der Kommunikation ist für Frau Hürsch-Dietrich nicht trivial, weil Kommunikationsroutinen aufgegeben werden müssen. Beispielsweise kann sie ihrem Ehemann keine Fragen mehr stellen, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Etwas in guter Absicht zu erklären, münde in wütende Reaktionen.
Vier Kommunikationsebenen der Angehörigen
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Ihr Ehemann habe versucht, seine Orientierungsschwierigkeiten und Vergesslichkeit zu kaschieren, erzählt Frau Hürsch-Dietrich. Die Diagnose sei für die Familie schließlich die „Erklärung“ gewesen.
Die Orientierungsschwierigkeiten und Vergesslichkeit ihres Ehemannes fielen der Familie bereits lange Zeit vor der Diagnose auf, erzählt Frau Hürsch-Dietrich. Ihr Ehemann habe versucht, sie zu kaschieren. Die Diagnose sei schließlich eine „Erklärung“ für die Familie gewesen, wie die Tochter an einer anderen Stelle im Interview formuliert.
Diagnose
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Wie es Frau Hürschs Ehemann mit der Krankheit geht und was er davon wahrnimmt, erschließt sich der Familie nicht.
Wie es Frau Hürschs Ehemann mit der Krankheit geht und was er davon wahrnimmt, erschließt sich der Familie nicht. Seiner Selbstäusserung „Wenn du wüsstest, wie es bei mir im Kopf aussieht“, die Frust und Verzweiflung zum Ausdruck bringen, steht die Vermutung der Angehörigen gegenüber, dass er immer weniger darüber zu reflektieren vermag. Möglicherweise hätte er sich auch mit der Krankheit abgefunden, mutmaßt seine Tochter.
Was ist das – Demenz?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Frau Hürsch-Dietrich beschäftigt, wie viel ihr Ehemann noch versteht.
Frau Hürsch-Dietrich beschäftigt, wie viel ihr Ehemann noch versteht. Obschon sie die Ansicht ihrer Kinder teilt, seine Wissensbestände seien radikal verloren gegangen, geht sie davon aus, dass Anteile davon bei ihm verfügbar seien. Der Komplexität des Gehirns vermöge nicht einmal der „oberste Professor“ beizukommen.
Was ist das – Demenz?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Demenz sei keine körperliche Krankheit wie Krebs, die den Körper zerstöre, meint Frau Hürsch-Dietrich. Das Leiden an der Krankheit verortet sie auf einer anderen Ebene.
Demenz sei keine körperliche Krankheit wie Krebs, die den Körper zerstöre, meint Frau Hürsch-Dietrich. Das Leiden an der Krankheit verortet sie auf einer anderen Ebene. Obschon die erkrankte Person kognitiv bereits massiv beeinträchtigt ist, dauere die Krankheit noch lange fort. Und die Mitmenschen verstrickten sich in moralische Dilemmata, was emotionales Leid verursache.
Was ist das – Demenz?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Die Frage, ob Frau Hürschs Ehemann noch fahren könne oder nicht, wurde unterschiedlich beurteilt, sowohl durch die Ärzte als auch in der Familie.
Die Frage, ob Frau Hürschs Ehemann noch fahren könne oder nicht, wurde unterschiedlich beurteilt, sowohl durch die Ärzte als auch in der Familie. Schließlich gab Frau Hürschs Ehemann den Fahrausweis selbst ab. Das Entscheidende sei gewesen, dass sein Vater über den Zeitpunkt selbst entscheiden konnte und nicht der Arzt ihm diesen vorschrieb, meint sein Sohn.
Diagnose
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Frau Hürsch und ihre Tochter waren enttäuscht über die Meinung des Arztes, der den Vater noch fahren ließ.
Frau Hürsch initiierte gemeinsam mit ihrer Tochter, Frau Colombo-Hürsch, eine Abklärung der Fahrkompetenz ihres Ehemannes, weil sie diese als eine Gefahr einstuften. Sie waren enttäuscht über die Meinung des Arztes, der den Vater noch fahren ließ.
Diagnose
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Mit dem Spitex-Personal und dem Betreuungsteam in der Tagesstätte macht Frau Hürsch-Dietrich durchwegs positive Erfahrungen. Durch die externe Unterstützung entspannte sich die Pflegesituation für sie zuhause.
Mit dem Spitex-Personal und dem Betreuungsteam in der Tagesstätte macht Frau Hürsch-Dietrich durchwegs positive Erfahrungen. Durch die externe Unterstützung entspannte sich die Pflegesituation für sie zuhause.
Was hilft? – Sicht der Angehörigen
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Das Pflegeheim sei der „falsche Ort zum Sparen“, kommt die Familie Hürsch einhellig zum Schluss. Jeder Mensch, der ins Pflegeheim komme, verdiene eine gute Pflege.
Das Pflegeheim sei der „falsche Ort zum Sparen“, kommt die Familie Hürsch einhellig zum Schluss. Jeder Mensch, der ins Pflegeheim komme, verdiene eine gute Pflege.
Was hilft? – Sicht der Angehörigen
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Die Heimsuche für ihren Ehemann erfolgte bei Frau Hürsch-Dietrich unter großem Druck.
Die Heimsuche für ihren Ehemann erfolgte bei Frau Hürsch-Dietrich unter großem Druck. Da seine Demenz als weit fortgeschritten und nicht therapierbar galt, musste er aus der Klinik austreten. Frau Hürschs Kinder halfen ihr zusammen mit dem Sozialdienst der Klinik, einen Demenzpflegeplatz zu finden. Diese seien jedoch rar und häufig zu weit weg, bemerkt auch die Tochter.
Zuhause oder Pflegeheim?
Demenz
Frau Hürsch-Dietrich, Herr Hürsch und Frau Colombo-Hürsch
Für Herrn Hürsch und Frau Colombo-Hürsch fiel es nicht leicht mitanzusehen, wie ihre Mutter durch die Pflege zuhause beeinträchtigt wurde. Sie seien dennoch mit ihrer Mutter mitgegangen, statt den Heimübertritt zu bestimmen. Die Suche nach einem Heim haben sie ihrer Mutter abgenommen.
Für Herrn Hürsch und Frau Colombo-Hürsch fiel es nicht leicht mitanzusehen, wie ihre Mutter durch die Pflege zuhause beeinträchtigt wurde. Sie seien dennoch mit ihrer Mutter mitgegangen, statt den Heimübertritt zu bestimmen. Die Suche nach einem Heim haben sie ihrer Mutter abgenommen.
Zuhause oder Pflegeheim?
Demenz
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